“It's far more important to know what person the disease has than what disease the person has.” Mit diesem Zitat des wohl berühmtesten Arztes der Antike, Hippokrates von Kos, belegte Prof. Dr. Böttinger auf seiner gestrigen Antrittsvorlesung den hohen Stellenwert der individuell auf die Einzelperson abgestimmten Therapie. Seit fast zwei Jahrzehnten versucht nun auch die Forschung vermehrt neue Wege und Potenziale der sogenannten personalisierten Medizin aufzuzeigen. Trotz großer Fortschritte, insbesondere im Bereich der Genomik, konnten bis heute keine echten Durchbrüche in diesem Bereich erzielt werden. Die Mehrheit der Patienten wird noch immer pauschal gleichbehandelt, nur wenige erhalten eine individuell auf sie zugeschnittene Therapie. Dabei zeigt die Forschung und klinische Anwendung personalisierter Behandlungskonzepte, dank neuer digitaler Technologien, bahnbrechende Erkenntnisse.
Böttinger gab in seiner ersten Vorlesung an der Digital-Engineering-Fakultät spannende Einblicke in die Entwicklungen der letzten Jahre und stellte ausgewählte Forschungsprojekte vor. Insbesondere seine futuristischen Ausblicke zeigten das Potential der personalisierten Medizin für das deutsche Gesundheitssystem auf.
Auch die strategischen Schwerpunkte des neu gegründeten Digital Health Centers stellte Böttinger in seiner Vorlesung vor: Das internationale Netzwerk, das allen Akteuren aus den Bereichen Lebens-, Human-, Sozial- und Datenwissenschaften sowie Digital Engineering offen steht, soll die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten des Patienten verbessern. Ziel ist es, den Dialog in den Bereichen Digital Health, Connected Healthcare, Mobile Health, Big Data und Precision Medicine zu intensivieren, durch digitale Angebote eine verbesserte Gesundheitskompetenz des Patienten zu erreichen und gemeinsam das Gesundheitssystem mit neuen Digital-Health-Anwendungen voranzubringen.
Prof. Dr. Erwin Böttinger
Böttinger ist seit Oktober 2017 Professor für Digital Health and Personalized Medicine an der Digital-Engineering-Fakultät und hat sich einen internationalen Ruf in der biomedizinischen Forschung erworben. Nach seinem Medizinstudium in Bayern wechselte er 1987 in die USA und forschte unter anderem an den Harvard-Universitätskliniken in Boston und dem National Cancer Institute. Vor seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er an der renommierten Icahn School of Medicine in New York City, wo er das Charles Bronfman Institute for Personalized Medicine gründete. Zuletzt leitete er das Berlin Institute of Health (BIH) in der deutschen Hauptstadt.