Hasso-Plattner-Institut25 Jahre HPI
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20.06.2016

News

HPI soll weiter wachsen: Stifter Hasso Plattner präsentiert Erweiterungspläne und neue Inhalte

Der Wissenschaftsmäzen Professor Hasso Plattner möchte das von ihm gestiftete Hasso-Plattner-Institut (HPI) weiter ausbauen. Nach der noch ausstehenden Zustimmung der Hochschulgremien soll das momentane An-Institut der Universität Potsdam baulich und inhaltlich erweitert werden. In einem Interview erläutert er seine Vision von einer eigenständigen Fakultät für "Digital Engineering".

HPI-Stifter und -Fachgebietsleiter Professor Hasso Plattner möchte das von ihm finanzierte Institut baulich und inhaltlich erweitern. (Foto: HPI/K. Herschelmann)

Zur Person

Professor Hasso Plattner (geboren am 21. Januar 1944 in Berlin) verknüpft schon seit Jahrzehnten erfolgreich Wirtschaft und Wissenschaft. Er ist Mitgründer und aktueller Aufsichtsratsvorsitzender des deutschen Softwarekonzerns SAP SE. Seit Sommer 1998 finanziert Plattner das HPI und engagiert sich als Leiter des Fachgebiets "Enterprise Platform and Integration Concepts" in Forschung und Lehre.

Herr Plattner, das Hasso-Plattner-Institut hat sich dank Ihrer großzügigen Förderung und inhaltlichen Mitwirkung zu einem weit über Potsdam hinaus bekannten universitären Exzellenzcenter für IT-Systems Engineering entwickelt. Finanziell hatten Sie sich aber zunächst nur zu einer 20-jährigen Förderung verpflichtet.

Das HPI war ja zunächst ein Experiment: Ich wollte wissen, ob sich durch eine gezielte finanzielle Förderung und unternehmerisches Engagement, ein Exzellenzcenter zur universitären Ausbildung aufbauen lässt, das international wettbewerbsfähigen Führungsnachwuchs im IT-Bereich hervorbringt. Ich habe dieses Experiment zusammen mit dem Land Brandenburg und der Universität Potsdam unternommen. Wir wollten ein inspirierendes Forschungsumfeld im Bereich des IT-Systems Engineering schaffen, indem handverlesene junge Talente sehr projektbezogen und in kleinen Gruppen studieren können. Zusammen mit dem Land Brandenburg haben wir dazu 1998 eine HPI-Stiftung ins Leben gerufen – Brandenburg hat das Land gegeben und ich einen Finanzstock –, die als Gesellschafter das Hasso-Plattner-Institut trägt. Darüber hinaus hatte ich mich verpflichtet, über 20 Jahre jährlich bis zu einem Betrag von 5 Mio. D-Mark weitere Finanzmittel beizusteuern, wenn die HPI-Stiftungsmittel nicht ausreichen sollten.

Wie allgemein anerkannt, ist das Experiment gelungen, das HPI hat eine ausgezeichnete Entwicklung genommen. Und auch sein Budget liegt heute weit über dem Fünffachen dessen, was damals vereinbart war, ganz abgesehen von den neu errichteten Gebäuden. Da nun auch die 20 Jahre bald rum sind, war zu überlegen, wie es mit dem HPI weitergehen soll. Ich habe dem Land angeboten, die Finanzierung des HPI dauerhaft über die Hasso Plattner Foundation sicherzustellen.

Wir haben gehört, dass Sie darüber hinaus Pläne haben, das Institut zu erweitern?

Tatsächlich möchte ich das HPI noch breiter aufgestellt und ausgebaut sehen und bin bereit, das HPI deutlich über den jetzigen Rahmen hinaus zu fördern.

Welche neuen Themenbereiche sollen denn das Forschungsspektrum des HPI erweitern?

Ich habe das mit meinen Professoren am HPI lange diskutiert. Wir wollen das HPI weiter ausbauen zu einem universitären Exzellenzcenter im Bereich des Digital Engineering. Haben wir uns bisher vor allem mit dem IT-Systems Engineering befasst – also mit den verschiedenen Aspekten des Entwurfs, der Implementierung und des Betriebs von komplexen IT-Systemen, so wollen wir in Zukunft verstärkt sogenanntes Domänenwissen aufbauen, um die Konzeption und Entwicklung  komplexer IT-Systeme in  verschiedenen Anwendungsgebieten voranzutreiben.

Man kann, um ein Beispiel zu erwähnen, keine leistungsfähigen IT-Systeme für die Medizin entwickeln, ohne entsprechendes Domänenwissen. Also wollen wir in Zukunft auch IT-Ingenieure am HPI ausbilden mit dem erforderlichen medizinischen Hintergrund. Dazu laufen auch schon Gespräche mit der Charité und dem neuen Berlin Institute of Health (BIH), einen gemeinsamen Masterstudiengang im Bereich Digital Health zu etablieren.

Auch im Bereich der Analyse großer Datenmengen, also im Bereich Big Data, wollen wir am HPI weitere Expertise aufbauen und in die Lehre einfließen lassen. Wir wollen damit auch die große Nachfrage aus allen Bereichen der Gesellschaft nach Spezialisten – oft als Data Scientists bezeichnet – befriedigen helfen, die in der Lage sind, die mit dem breiten Einsatz von IT-Systemen mit ihren vielen Sensoren anfallenden Datenmengen zu analysieren und zu interpretieren.   

Um noch ein weiteres Thema zu nennen: Sicherheit. Vernetzte IT-Systeme produzieren und Computernetze transportieren Daten en masse, vertrauliche Produktionsdaten, Verwaltungsdaten, persönliche Daten. Und immer geht es dabei um die Frage, wie diese Daten geschützt und gegebenenfalls geheim gehalten werden können vor Missbrauch und wie der sichere Betrieb der IT-Systeme selbst gewährleistet werden kann. Ohne den Einsatz einer breiten Palette entsprechender Sicherheitstechnologien kann kein IT-System betrieben werden.

Das HPI ist zurzeit als An-Institut der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam verfasst. Ist das noch eine tragfähige Konstruktion für ein inhaltlich und personell stark erweitertes Institut?

Tatsächlich haben wir mit dem Präsidenten der Universität Potsdam, Prof. Günther, mehrfach zusammengesessen und überlegt, wie ein inhaltlich und personell erweitertes Institut mit der Universität am sinnvollsten verbunden werden kann. Wie lässt sich sicherstellen, dass Promotionsverfahren im Institut abgewickelt werden können, Professoren zügig berufen und Studiengänge eigenverantwortlich eingerichtet und betrieben werden können. Wir sind dabei gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass eine sinnvolle Alternative der Status einer eigenständigen Fakultät für "Digital Engineering" in der Universität wäre. Die sicher auch denkbare Alternative einer Privatuniversität steht für mich nicht zur Diskussion.

Herr Plattner, gibt es für Ihre Pläne schon einen genauen Zeitplan?

Zunächst gilt es einige stiftungstechnische Fragen zu klären, damit die Erweiterung und der dauerhafte Betrieb des HPI finanziell sichergestellt sind. Parallel muss die Frage der institutionellen Einbindung des HPI in die Universität Potsdam als eigenständige Fakultät geklärt werden. Hier entscheiden die Universitätsgremien. Wenn beides geklärt ist, kann es mit den ersten Neuberufungen losgehen, ich hoffe noch in diesem Jahr. Auch die Planungen für die notwendige bauliche Erweiterung des HPI habe ich bereits angestoßen, und auch hier hoffe ich, dass wir zügig vorankommen.

Hasso Plattner im Interview