Die Zukunft gestalten im Futurium Berlin

von David Weigend, Leiter Bildung und Partizipation beim Futurium Berlin

Wir leben in einer Zeit großer Umbrüche. Der Klimawandel und das Massensterben von Arten haben uns auf dramatische Weise gezeigt, dass unser derzeitiger Lebensstil nicht nachhaltig ist. Um diese gewaltige Aufgabe zu lösen, müssen wir fast alles neu erfinden - von der Technologie, über die Kultur bis hin zur Wirtschaft. Das ist keine leichte Aufgabe. Oft fällt es uns schwer, uns eine Zukunft vorzustellen, die anders aussieht als die Gegenwart. Außerdem neigen wir dazu, uns die Zukunft in Stereotypen wie fliegenden Autos, Robotern oder sogar Raumschiffen vorzustellen. Das sind großartige Visionen, aber sie sind wenig hilfreich, um unsere aktuellen Herausforderungen zu lösen. Deshalb dreht sich im Futurium alles um die Frage: Wie wollen wir leben? Wir wollen, dass die Menschen nachdenken und ihre eigenen Lösungen finden.

 

Futurium Lab
Foto: David von Becker

 

Das Futurium liegt im Herzen Berlins und beherbergt eine Ausstellung, ein interaktives Mitmachlabor und ein Veranstaltungsforum als Ort des Dialogs. Seit der Eröffnung im Jahr 2019 haben wir über eine Million Besucher begrüßt.

Design Thinking spielt in unserer Arbeit eine wichtige Rolle. Vor allem im Bildungsprogramm. Unser Ziel ist es, Zukunftskompetenz zu fördern. Das heißt, die Fähigkeit, sich die Zukunft in verschiedenen Szenarien vorzustellen und sie erfinderisch zu gestalten. Um dies zu erreichen, haben wir unsere eigenen Bildungsmaterialien entwickelt. Die so genannten "Zukunftsboxen" enthalten Methoden aus dem Design Thinking, der Zukunftsforschung und der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie laden Schüler:innen dazu ein, die Zukunft auf spielerische Weise zu erkunden. Sie sind außerdem Open Source und können von jedem gehackt und weiterentwickelt werden.

Die Zukunftsboxen bestehen aus verschiedenen Modulen. Ein typischer Prozess beginnt mit der Untersuchung von Zukunftstrends und dem Erkennen der gegenseitigen Abhängigkeiten und der Komplexität der Welt. Mit Hilfe einiger weniger Trendkarten können die Schüler:innen Tausende von verschiedenen Zukunftsszenarien entwerfen. Auf der Grundlage dieser Szenarien können die Schüler:innen zukünftige Personas erstellen, futuristische Prototypen erfinden und sogar ihre eigenen Projektideen entwickeln, sie testen und in die Praxis umsetzen.

Design Thinking spielt auch im Futurium Lab eine wichtige Rolle. Das ist ein Raum für Experimente und Zusammenarbeit. Wir versuchen dort, visionäres Denken mit praktischem Ingenieurwesen zu verbinden. Das Lab besteht aus einer Werkstatt mit 3D-Druckern, Laser Cuttern und Robotern sowie einer Ausstellung mit verschiedenen Projekten an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Die gezeigten Exponate sind dabei alle noch in Arbeit. Wir organisieren regelmäßig Workshops, an denen Besucher:innen teilnehmen und die gezeigten Installationen weiterentwickeln können.

Im Lab wenden wir die Methode des spekulativen Designs an. Das Ziel dieser Methode ist es, Vorschläge zu entwickeln, die wichtige Zukunftsfragen aufzeigen und erörtern und zur Diskussion anregen, anstatt nur Lösungen anzubieten. Dazu gehört auch der Entwurf von detaillierten hypothetischen Prototypen, die mit den heutigen Technologien nicht realisierbar sind.

Mit unserem Programm möchten wir unsere Besucher:innen dazu einladen, in einen Modus der Ko-Kreation einzutreten. Wir wollen Menschen inspirieren, neue Wege zu gehen, ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um neue Lösungen zu erfinden und ihnen Mut machen, die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.

 

Foto: David Weigend

Über den Autor

David Weigend ist Teil des Gründungsteams vom Futurium und leitet dort die Abteilung Bildung und Partizipation. Seit seiner Ausbildung an der D-School in 2011/2012 ist er ein leidenschaftlicher Design Thinker. David hat außerdem Wirtschaftswissenschaften und Zukunftsforschung studiert. Daneben hat er mehrere Jahre als Spieleentwickler gearbeitet. Davids Leidenschaft ist die Entwicklung von spielerischen Lernformaten an der Schnittstelle von Design Thinking, Foresight und Wissenschaftskommunikation.