Ein interessanter Aspekt, den du ansprichst. Innovationsprojekte sind in der Tat oft von Unsicherheiten geprägt. Wie siehst du hier die Rolle der KI?
Mit KI haben wir sozusagen einen flexiblen, vielseitigen und stets verfügbaren Sparrings-Partner an unserer Seite. Diese „Allianz“ ermöglicht uns, weiter, tiefer und umfassender zu denken und zu handeln. Wir können unsere Perspektiven erweitern, KI kann unser divergentes Denken unterstützen, einen „Wissenspool“ aufbauen. Oder uns aber auch gezielt herausfordern, etwa, um uns möglicher Voreingenommenheiten (Biases) bewusst zu werden und wichtige Diskussionen im Team anzuregen. Und, speziell in Bezug auf die Frage, können wir mit KI potenzielle Zukunftsszenarien kreieren. Sie ermöglicht es uns, verschiedene Szenarien durchzuspielen und die Auswirkungen von Entscheidungen zu simulieren. In Partnerschaft mit KI können wir also fundiertere und strategisch breiter durchdachte Entscheidungen treffen, um Projekte erfolgreicher zu gestalten.
Siehst du im Kontext von KI und Design Thinking auch spezifische Herausforderungen?
Auf jeden Fall. Ähnlich wie bei der immer stärker werdenden Verschiebung zur virtuellen Zusammenarbeit, müssen wir sorgfältig abwägen, wann und wo Technologie tatsächlichen Mehrwert bietet. Sie darf nicht nur um ihrer selbst willen eingesetzt werden. Mit Blick auf die KI sehe ich hier hauptsächlich zwei Herausforderungen: Erstens, Informationsüberflutung: Die von KI bereitgestellte Informationsfülle kann uns leicht überfordern. Unsere menschliche Kapazität zur Verarbeitung von Daten hat Grenzen, besonders wenn diese in rasanter Geschwindigkeit und in großen Mengen auf uns zukommen. Es besteht die Gefahr, dass wir wertvolle Erkenntnisse übersehen oder zu spät darauf reagieren. Dies kann nicht nur den Innovationsprozess verlangsamen, sondern auch die Teamdynamik negativ beeinflussen. Zweitens, Empathiedefizit: Es besteht die Gefahr, dass durch den Einsatz von KI die empathische Komponente im Design Thinking-Prozess in den Hintergrund gerät. KI-Modelle sind zwar unglaublich leistungsfähig, doch sie können menschliche Emotionen und Nuancen nicht in dem Maße erfassen, wie wir es tun. Wenn wir uns zu sehr auf die KI verlassen, riskieren wir, die menschliche Perspektive in Form von Einfühlungsvermögen und Intentionsgebung zu vernachlässigen.
Eine Schlüsselfrage lautet also, wie man mit KI-generiertem Output bestmöglich umgeht. Die eine perfekte Antwort gibt es glaube ich (noch) nicht. Was wir aber beispielsweise ausprobieren, ist der gezielte Einsatz von Techniken aus dem Improvisationstheater, Prototyping und Ethnografie, um den von KI generierten Output empathisch aufzuladen und besser in das menschliche Denken und Lernen zu integrieren.
Zuletzt muss natürlich noch ein weiterer, oft übersehener Aspekt angesprochen werden, nämlich die Nachhaltigkeit. Aktuelle KI-Modelle verbrauchen zumindest derzeit noch enorme Mengen an Energie. Allein aus diesem Grund müssen wir den Einsatz von KI sorgfältig überdenken und abwägen.